Warttürme
Seit Kindes Beinen – als Ziel unserer Radausflüge – ist mir der Mäuseturm am Priesterberg bekannt. Das er einmal als Warte mit einem Wall- und Grabensystem zur Marsberger Stadtlandwehr gehörte, wusste ich damals noch nicht. Einen ähnlich mächtigen Turm (den Haienturm) konnte man auf solchen Radtouren von der B7 aus zwischen Ossendorf und Warburg sehen. Ohne nähere Kenntnisse der Marsberger Stadtgeschichte haben wir den Mäuseturm mit dem Buttenturm und dem ebenfalls erhaltenen Wasserturm an der Obermarsberger Stadtmauer in Verbindung gebracht. Ganz falsch war das jedoch nicht, denn diese Türme dienten einst gemeinsam der Sicherheit der Stadt.
(Donnersfelder Warte – Mäuseturm)
Zur frühen Geschichte von Marsberg
Zum Verständnis der Landwehr und der Warten ist es notwendig, der frühen Geschichte von Marsberg nachzugehen. Die Anfänge dieser Geschichte liegen im St. Petersstift auf dem Eresberg und der Talsiedlung Horohusen an Diemel und Glinde, die gemeinsam einmal einen Königshof Karls des Großen gebildet haben. Die Siedlung im Tal besaß schon sehr früh einen Markt. König Ludwig IV. stellte 900 zugunsten dieses Marktes eine Urkunde für das Kloster Corvey aus und genehmigte darin auch die Prägung eigener Münzen.
Der Markt entwickelte sich rasch und die Horohusener Kaufleute, die ihren Beruf als Fernhändler ausübten, wurden wohlhabend. Die Befestigung des Ortes war nur ein einfaches Bohlwerk (Holz-Erde-Wall) und entsprach nicht mehr den auf Sicherheit bedachten Vorstellungen der Händler, die ihre Häuser und Waren besser schützen wollten. Um 1200 kam es zu einer Vereinbarung der Kaufleute mit der Abtei Corvey,eine befestigte Neustadt vor dem Stift auf dem Eresberg zu gründen. Die Kaufleute und Handwerker zogen in die obere Stadt, die Bauern blieben – zur besseren Wasserversorgung in der Altstadt und weiterhin in Erlinghausen.
Die Mitte der Stadt nahm der Marktplatz ein. Dort befanden sich auch die Ratskapelle St. Nikolaus und das Rathaus, zur Pfarrkirche wurde jedoch die Stiftskirche St. Peter bestimmt. Die Stadtmauer wurde unmittelbar entlang der Bergkante errichtet und muss einmal einen prächtigen Eindruck gemacht haben. Die Mauer hatte eine Länge von rd. 2200 Metern und war durch mehrere Türme verstärkt worden.
Alle Bürger trugen zur Errichtung und zum Unterhalt der Stadtmauer bei und leisteten ihren Beitrag zur Sicherung der Stadt. Adelige Mitbürger, die auch Burgsitze in der Neustadt besaßen, bildeten mit ihren Leuten den Kern des städtischen Aufgebots.
Der Bau der Landwehren
Der Mainzer Reichs-Landfriede Friedrichs II. von 1235 konnte 1342 die Fehde vor Marsberg nicht verhindern. Trotz aller Landfriedensbemühungen gilt das 14. Jahrhundert vielmehr als die Zeit der Ritterbünde und Adelsfehden. Obwohl Urkunden dazu nicht vorliegen, ist die Mitte des 14. Jahrhunderts als Bauzeit der Marsberger Landwehr und ihrer fünf Warttürme anzusehen.
- 1. Warte bei Sillingsen
- 2. Warte bei Horinchusen (Hölingswarte)
- 3. Donnersfelder Warte Mäuseturm)
- 4. Donnersberger Warte
- 5. Enemuder Warte
Die Marsberger Landwehr umschloss nicht die gesamte Stadt, sondern sicherte nur einzelne bedeutende Straßenstücke; sie war somit eine Abschnittslandwehr. Weitere Landwehren gab es auch zu Enemuden, neben dem Albasse (Albast) vor dem Bodenberg (Bomberg) und unterhalb der Rumeke-Mühle im Diemeltal. An diesen Stellen wurde ein mehrzügiges System aus Wällen und gräben angelegt, das durch seinen Bewuchs zu einer undurchdringlichen Hecke gemacht wurde. Ein Durchlass, der sich mit einem Schlagbaum verschließen ließ, ermöglichte eine Kontrolle der Reisenden. An vier markanten Stellen ist die Überwachung der Straßen durch die Anlage der Warttürme noch ausgebaut worden:
Die Warte unter dem Donnersberg beaufsichtigte den wichtigen Frankfurter Weg, die Hölingswarte überschaute den Weg von Arolsen und Udorf, die Warte bei Sillingsen hatte außer Erlinghausen noch den Eilhauser Weg und den Rhoder Weg im Blick. Die Enemuder Warte und die Warte auf dem Donnersberg konnten den Weg von Padberg überwachen.
Alle fünf Warten standen untereindander und mit dem Turm der Stiftskirche im Blickkontakt. Bei einer feindlichen Annäherung konnten Signale durch Rauch- und Feuerzeichen, sowie mit Fahnen gegeben werden.
(Der obige Text ist ein Auszug aus einem Vortrag von Hans Dieter Tönsmeyer vom 25.8.2015 im Pater-Van-Schaik-Haus)